Basel's Vogel Gryff

Von weit oben am Laufe des Rheines in Basel sind Böllerschüsse zu hören. Langsam kommt der Lärm näher und im Nebel eines kalten Januartages und dem Rauch der Kanonen erkennt mann ein Floss.
Auf dem Floss ist eine Gestalt zu sehen, tanzend und mit einem Tännchen auf den Schultern. "Dr Wild Maa" .
Rauch von etwa 150 Böllerschüssen, Trommler und andere Helfer begleiten das Floss rheinabwärts.
das Floss wird auf der Kleinbasler Rheinseite von Vogel Gryff und Leu noch vor der Unterquerung der mittleren Brücke erwartet. Der Wild Maa geht dann beim Klingental an Land, Kinder reissen ihm ein paar Aepfel vom Kostüm und dann wird er von Vogel Gryff und Leu begrüsst. Nach einigen Tänzen am Rheinufer begibt sich der Tross dann um die Mittagszeit auf die mittlere Brücke

dr Wild Maa macht sich bereit für seinen Tanz vor dem Käppelijoch auf der mittleren Brücke, stets darauf bedacht, sein Blick immer nach Kleinbasel zu richten und das Hinterteil den Grossbaslern entgegen zu strecken. Dass der Vogel Gryff eine echte Kleinbasler Angelegenheit ist sieht man auf der Grossbasler Seite , beim Lällakönig. Er streckt den Kleinbaslern die Zunge raus, "d'Lälle" .

An der Schifflände 1 in Basel, am ungefähren Ort des Rheintores, kann man beim Eingang oberhalb der Türe zum Restaurant Lällenkönig (bei Barbara!!) gleich zwei Könige bestaunen, einen Stein Lällenkönig am Fassadeneck und einen nachgebauten Blech-Lälli unter dem Vordach neben der Eingangstüre. Dieser streckt regelmässig seine Zunge heraus und rollt mit den Augen.
wie es sich für einen Waldmenschen gehört schwingt der Wild Maa ein frisch ausgerissenes Tännchen
nicht ganz so wild tanzt der Vogel Gryff, ist doch sein Kopf etwa 35 kg schwer.
dr Vogel Gryff verneigt sich während des Tanzes vor offiziellen Vertretern der Regierung und vor ausgesuchten Schulkindern
auch der Leu tanzt
ausgelassen zur Freude aller Zuschauer , springt hoch und dreht sich , auch er verneigt sich zum Schluss vor dem Publikum und vor den "Offiziellen" und erhält ein herzliches "Dankeschön Leu" ebenso wie die beiden vorher.

die drei Ehrenzeichen: Wild Maa von der Gesellschaft zur Hären, Leu von der Gesellschaft zum Rebhaus und Vogel Gryff von der Gesellschaft zum Greifen

Durch den Brückenbau, der heutigen Mittleren Brücke über den Rhein, im Jahre 1125 entwickelte sich das damalige Dorf (Kleinbasel) allmählich zu einer Stadt. Im Jahre 1285 erhielt dann die kleine Stadt von König Rudolf von Habsburg den Städtebrief und damit verbunden auch gleiche Rechte und Pflichten, wie dies die Grossbasler schon lange kannten
In der Reihenfolge ihrer urkundlichen Ersterwähnung kommt die Ehrengesellschaft zum Greifen als dritte der drei Kleinbasler Ehrengesellschaften erstmals 1409 zur Erscheinung. Anzunehmen ist, dass die Gesellschaft schon vor diesem Datum bestanden hat. Wie es in jener Zeit üblich war, trugen die Häuser Namen und die darin ansässigen Zünfte oder Gesellschaften benannten sich danach
Die Gesellschaft zum Rebhaus ist urkundlich im Jahre 1304 festgehalten, sie ist also die älteste Gesellschaft.
Wie schon aus dem Namen hervorgeht, war das Rebhaus einst die Vereinigung der Rebleute im minderen Stadtteil rechts vom Rhein. Der Gesellschaft gehörten aber auch Bauern an, die zusammen mit den Rebleuten zugleich die Felder, Wälder und Teiche beaufsichtigten
dr Leu verabschiedet sich
dr Vogel Gryff stellt sich noch einmal zur Schau
und auch de Wild Maa verlässt die "Bühne" der mittleren Rheinbrücke, um sich zusammen mit allen Akteuren in der nächsten Beiz mit Rösti und suure Läberli zu stärken, um dann wieder Kraft zu haben für die unzähligen nachfolgenden Tänze welche noch bis in die Abendstunden weitergehen. Am Abend dann treffen sich ausgesuchte und handverlesene Gäste aus Zunft, Wirtschaft und Politik zum sogenannten Gryffe Mähli.
"Vogel Gryff" so heisst der volkstümliche Feiertag der Drei Ehrengesellschaften Kleinbasels (3 E) zum Rebhaus, zur Hären und zum Greifen. Der Anlass findet im Turnus von drei Jahren entweder am 13., 20. oder 27. Januar statt. An diesem Tag ziehen die drei heraldischen Figuren (Ehrenzeichen) „Vogel Gryff”, „Wild Maa” und „Leu” gemeinsam mit drei Tambouren, drei Bannerherren und vier Ueli, welche Geld für die Bedürftigen sammeln, durch's rechtsrheinische Kleinbasel und führen dabei immer wieder ihre traditionellen Tänze vor.
Im Mittelalter gehörte zu den Aufgaben der 3 E unter anderem die Bewachung der Stadtmauern. Die jährliche Waffen-Musterung endete mit einem Marsch durch's Kleinbasel und mit einer Mahlzeit; seit dem 16. Jahrhundert nahmen auch die Ehrenzeichen daran teil. Ursprünglich führte jede Ehrengesellschaft ihren eigenen Anlass durch, seit 1838 findet ein gemeinsamer Umzug mit anschliessender Mahlzeit statt: dem „Gryffemähli”.
Die militärischen Aufgaben sind längst vergessen; geblieben sind der gemeinsame Umzug, das Gryffemähli und der Einfluss der 3 E im Kleinbasel. Gemeinsam setzt man sich auf vielen Ebenen für (seinen) Stadtteil ein und pflegt den Brauch des Vogel Gryff-Tages.
Jeder Ehrengesellschaft gehören rund 150 Männer an, und jede wird von einem Meister und sechs Vorgesetzten geleitet. Voraussetzung für den Beitritt ist ein Wohnsitz im Kleinbasel oder - bei einem Wohnsitz im Kanton Basel-Stadt - bedeutsames Grundeigentum im Stadtteil; auch muss ein Bewerber das 18. Lebensjahr erreicht haben, das Basler Bürgerrecht vorweisen können, männlich und wohlbeleumundet sein.
Der Vogel Gryff-Tag beginnt mit der Talfahrt des Wild Maa-Flosses auf dem Rhein und endet spät in der Nacht mit den Schlusstänzen. (Text teilweise aus www.vogel-gryff.ch)
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